Fettnäpfchen im Berufskolleg

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Brainstorming

Übrigens… eigentlich sollte die Auseinandersetzung mit Fettnäpfchen in Bildungsprozessen ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Gruppenmitglieder werden. Dazu ist diese Mindmap enstanden.

Aus der Mindmap wurde ein Kreuzworträtsel.

Und noch ein Bild - mit KI und Photoshop-Nachbereitung - als Einleitung eines Märchens. 

Eine Märchen 

Du hast keine Lust, einen Text zu lesen? Dann höre dir einfach "Ein Märchen vom Fettnäpfchen im Berufskolleg" auf Spotify an. Nutze dazu einfach den folgenden Link:

Es war einmal ein fernes reiches Land, wo Bildung und Wissen hochgeschätzt wurden, weil das Land eigentlich sonst keine Schätze wie Gold oder Edelsteine, Erdöl oder Urwälder und noch nicht einmal Prinzen und Prinzessinnen hatte. Der größte Schatz waren die jungen Menschen – manche, die aus fernen Ländern geflohen waren, manche, die nur wegen der Bildung in dieses Land kamen und manche, die einfach immer neugierig waren oder die einfach immer schon da waren. Auf jeden Fall waren sie alle sehr verschieden und das war auch gut so, denn diese Vielfalt machte diesen Schatz noch tausendmal wertvoller.

In diesem Land gab es ein Berufskolleg, das natürlich von weisen und klugen Lehrerinnen und Lehrern geführt wurde. Diese Lehrpersonen trugen eine große Verantwortung, denn sie waren nicht einfach nur Wissensvermittler, sondern Kompetenzförderer und vor allem Vorbilder und Wegweiser für junge Menschen, die sich auf den Weg in das Leben und die Berufswelt machten. Diese Lehrkräfte wollten als Vorbilder und Wegweiser auch überraschen, ungewöhnlich sein, eben Erwartungsmuster durchbrechen. Die jungen Menschen wussten, dass das reiche Land auf ihren Schultern liegt und es nur so reich – nicht nur an materiellem Wohlstand, sondern auch an Ideen, Kreativität und Leistungsbereitschaft – bleiben konnte, wenn jede und jeder sich dieser Verantwortung bewusst war. Deshalb brauchte es auch keinen König oder eine Anführerin. Alle vertrauten auf die Herrschaft des Volkes.

In diesem Berufskolleg gab es keine böse Hexe, leider auch keine gute Fee, bei der man drei Wünsche frei hat und auch keinen bösen Wolf oder eine schreckliche Stiefmutter. Es gab aber etwas, vor dem sich alle Lehrpersonen mehr fürchteten als vor einem Wolf, einer Stiefmutter oder einer bösen Hexe. Es war etwas, dass sie sich noch nicht einmal trauten laut auszusprechen. Jeder und jede wusste, dass dieses Etwas stets im Auge zu behalten war: Das Fettnäpfchen. Diese geheimnisvolle Falle lauerte überall und wartete nur darauf, dass unachtsame Lehrpersonen hineintraten.

Das Fettnäpfchen hatte viele unterschiedliche Gestalten. Eine Gestalt war erst einmal unsichtbar, zeigte sich aber sofort, wenn der Unterricht begann und das war die mangelnde Vorbereitung. Unvorbereitete Lehrer, verloren schnell das Interesse ihrer Schülerinnen und Schüler. Das Fettnäpfchen schien, sobald eine Lehrperson den Fuß dort hineinsetzte, den Boden zu verlassen und die Lernenden in eine langweilige und kaum überwindbare Trance zu versetzen. Doch kluge Lehrer*innen wussten, wie dieses Fettnäpfchen zu umgehen ist. Sie widmeten sich intensiv dem Unterrichtsstoff, bereiteten ihn strukturiert auf und waren bereit, auf mögliche Fragen und Diskussionen vorbereitet zu antworten. Auf diese Weise vermieden sie, dass ihre Schüler*innen und sie selbst in die Falle des ersten Fettnäpfchens gerieten (Hansen & Hufert, 2010, S. 56-61). 

Manchmal erschien das Fettnäpfchen in Gestalt mangelnder Kommunikation. Ein Lehrer, der nicht in der Lage war, klar und verständlich zu kommunizieren, sah sich plötzlich von einer undurchsichtigen Nebelwand umgeben. Seine Schüler standen im Nebel, hörten nur verschwommene Worte und so wie sie da standen verstanden sie nichts. Dieser Nebel lichtete sich jedoch, wenn Lehrende ihre Gedanken und Ideen klar und präzise strukturierten, sie in einer verständlichen Sprache kommunizierten und offene und respektvolle Kommunikation förderten. Manche Lehrer wurden zu Experten der Nebelbeseitigung und nahmen zusätzlich an einem Stimm- und Sprechtraining-Seminar teil, um ihre Stimme korrekt einzusetzen. Die Schüler konnten den Unterrichtsstoff klar und deutlich hören und sehen, und der Nebel verzog. (Gora & Hinderer, 2021, S. 7-9).

Die dritte, besonders heimtückische Fettnäpfchen-Gestalt war die mangelnde Empathie. Ein Lehrer, der nicht in der Lage war, sich in die Lage der Lernenden zu versetzen und ihre individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen zu verstehen, wurde von unsichtbaren Barrieren wie eine hundert Jahre alte Dornenhecke umgeben. Seine Schüler fühlten sich unverstanden und unerwünscht. Die Hecke ließ sich jedoch überwinden, wenn Lehrende sensibel für die Bedürfnisse ihrer Schüler*innen waren, ihre Stärken und Schwächen erkannten und sie individuell förderten. Auf diese Weise schufen sie eine unterstützende und motivierende Lernumgebung, in der die Fettnäpfchen keine Macht hatten (Böhmann, 2011, S. 63).

Die vierte Gestalt des Fettnäpfchens in diesem Berufskolleg, in dem die Weisheit so hochgehalten wurde wie die Sterne entfernt waren, war die mangelnde Flexibilität. Wer starr an seinem Unterrichtskonzept festhielt und nicht bereit war, auf Veränderungen und individuelle Bedürfnisse einzugehen, wer am liebsten dreimal am Tag ‚Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht‘ rief, stieß immer wieder an unsichtbare Wände. Das wurde mit jedem neuen Schüler und jeder neuen Schülerin immer schlimmer mit diesen Wänden, weil die Vielfalt der Lernenden die ‚Immer-so-gemacht-Wand‘ ein Stück wachsen ließ. Sobald Lehrkräfte allerdings flexibel und in der Lage waren, den Unterricht an die Bedürfnisse des größten Schatzes des Landes nämlich der jungen Menschen, die ihnen anvertraut waren, anzupassen, wurden die Wände kleiner So konnten sie sicherstellen, dass ihre Lernenden ihr volles Potenzial entfalten konnten und die Fettnäpfchen in der Ferne verschwanden (Böhmann, 2011, S. 62, 63). 

In diesem ehrwürdigen Berufskolleg befand sich aber ein Lehrer, der dem Fettnäpfchen eine besonders gefährliche Gestalt gab. Er kannte – und das war kaum zu glauben und das sprach sich im ganzen Land wie ein Lauffeuer rum – die Namen seiner Schüler*innen nicht. Jedes Mal, wenn er in den Unterricht trat, musste er auf Lena „Du da im roten Pullover“ oder auf Mustafa "du mit dem schwarzen, gestylten Haar" verweisen. Und jedes Mal, wenn er das aussprach, musste ein Feenkraut im nahegelegenen Aasee sterben. Dies war nicht nur ein klassischer Fauxpas, sondern sorgte auch dafür, dass die Schüler kaum Interesse daran hatten, sich in seinem Unterricht zu engagieren. Die Unsicherheit, ob sie gemeint waren, und das unpersönliche Vorgehen des Lehrers nahm ihnen jede Motivation. Lieber hätten sie die grüngelbe Schleimsuppe von Rumpelstilzchen gegessen. Alle fragten sich, warum besorgt er sich nicht Fotos der Klasse oder macht selbst welche und prägt sich die Namen mithilfe der Fotos ein. Das wäre doch der Schlüssel für eine herzliche Lernumgebung, in der sich die Schüler geschätzt fühlten (Böhmann, 2011, S. 63).

Die sechste und letzte Gestalt des bösen Fettnäpfchens war die leere Drohung. Wenn beispielsweise Hausaufgaben nicht erledigt wurden, wurden Konsequenzen angedroht, die jedoch ausblieben. Die Worte waren so leer wie der Himmel in einer rabenschwarzen Nacht. Kluge Lehrende wussten, dass Konsistenz und Verlässlichkeit wichtig waren und hielten Versprechen ein. So gewannen sie den Respekt ihrer Lerngruppen und schufen eine lernfördernde Umgebung. Das Berufskolleg blühte in dieser Atmosphäre des Vertrauens auf und die Macht der Fettnäpfchen schwand weiter (Böhmann, 2021, S. 64).

Und so lehrten die klugen Lehrer*innen im Berufskolleg nicht nur den Unterrichtsstoff, sondern auch den Weg, wie man die Fettnäpfchen umgeht. Die Schüler*innen bewunderten sie vielleicht nicht, weil das doch zu viel verlangt wäre und noch nicht mal im Märchen häufig vorkommt, aber sie hörten aufmerksam zu, denn sie wussten, dass diese Lehrer ihnen halfen, die Bildung und Weisheit zu erlangen, die sie für ihre Reise in die Berufswelt und das Leben benötigten. Und wenn sie nicht gestorben sind …

Literaturverzeichnis

Böhmann, M. (2011). Das Quereinsteigerbuch. So gelingt der Start in den Lehrerberuf.  Weinheim: Beltz.

Gora, S. & Hinderer, M. (2021). Leitfaden. Sprechen in der Schule. Hannover: Kallmeyer.

Hansen, O. & Hufert, M. (2010). Unterrichtsvorbereitung: alltagstauglich! Von der Berufsausbildung zur Berufsausübung. In M. Dammann (Hrsg.), Neu im Lehrerberuf (S. 55-66). Hamburg: Bergmann + Helbig.V


Lisa Kirsch
In 2016 I graduated from Münster School of Design with a bachelor's degree in communication design and English. After working as a graphic designer at various publishing houses, I am currently working on my Master of Education in English and Graphic Design at the University of Applied Science in Münster. I am looking forward to passing on my professional knowledge gained from work experiences to students at vocational schools.
Alina Schmidt
I am a master student in vocational college teaching, currently attending a Makerspace seminar. We are experimenting with various AI tools as a group of students and instructors, and we are trying to develop a fantastic innovative product.
Thilo Harth

Muenster University of Applied Sciences

My long teaching experience as a teacher at a vocational school and as a professor of didactics in teacher education and in university didactics brings me more and more to the understanding of teaching as jazz: improvisation, irritation, deviations from the standard, being agile and taking new unusual paths. This is especially possible in transnational collaboration. Some of it can be found on this platform ...

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