Welcome Maker :)

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Erwartungsmuster durchbrechen ist unsere Leuchtschrift, die Leitperspektive, die Idee auf die wir uns im Vorfeld verständigt und mit Textfragmenten, Video- oder Audio-Produktion experimentell angenähert haben. Das geschieht innerhalb eines Seminars im Modul Berufspädagogik im Masterstudiengang Lehramt an Berufskollegs an der FH Münster in Kooperation mit Stefanie Panke University of North Carolina, Chapell Hill im WS 2023/24.

 Anknüpfend an gemeinsame Seminarerfahrungen zum Einsatz von Maker Education, Design Thinking und zu Differenzerfahrung der Gestaltung von Lehr-Lern-Settings an US-amerikanischen und deutschen Hochschulen (vgl. Panke/Harth 2018, 2019, 2020, 2021) setzt dieses Seminar auf die agile Methode Booksprint (in drei Tagen ein Buch schreiben) und den experimentellen Umgang mit digitalen Werkzeugen einschließlich von KI-Tools. Die drei Tage teilen sich in einige 90-minütige hybride Vorbereitungssitzungen ‚als erster Tag‘ mit individuellen Annäherungen an neue unbekannte digitale Werkzeuge, mit gemeinsamer Festlegung eines Leitthemas für das Buch aus einer Auswahl von sechs Vorschlägen (siehe Tabelle), mit der KI-Generierung eines Covers und gemeinsamer Auswahl des besten Entwurfes aus der Gruppe und Vorschlägen für Kapitel, die die einzelnen Gruppenmitglieder an den zwei Kompakt-Präsenztagen bearbeiten möchten.

Wie Unterricht sein müsste!

Zwölf Erklärungen/Ratschläge/Konzepte von Lehramtsstudierenden für erfahrene Lehrer*innen

Feuerlöscher

Zehn Handlungsanleitungen für Lehrer*innen zum Umgang mit Schüler*nnen auf Krawall/ohne Bock auf Schule/

Vor Gericht und auf offener See ...

Ist man in Gottes Hand und im Unterricht in Lehrers/Schülers Hand ... zehn anschauliche Beispiele und Antworten darauf

Nur drei Wünsche frei

Wenn ich didaktisch und methodisch nur drei Optionen hätte, wären dies ...

Erwartungsmuster durchbrechen

Beruflicher Unterricht dreimal garantiert anders mit Humor, mit ungewöhnlichem Einstieg, mit Überraschungseffekt, ....

Fehler als Helfer (im Pädagogikstudium)

Was ich immer falsch verstanden habe, wo vor ich mich gedrückt habe/wo ich mal gründlicher in Berufspädagogik hätte sein müssen, wo ich gemerkt habe, dass Helfer die gleichen Buchstaben sind wie Fehler

 

Lehrende oder jede/r der unser Handlungsprodukt unser Buch auf EdTechBooks entdeckt, soll Anregungen, Hinweise für Ungewöhnliches für und in der Gestaltung von (beruflichem) Unterricht erhalten und auch methodisch, inhaltlich, gestalterisch Überraschendes für Leser*innen bereithalten. Eben schon beim lesenden, hörenden, wahrnehmenden Entdecken Erwartungsmuster durchbrechen. 

Die Kompakt-Präsenzphase geht los mit einer Mauer aus Sitzelementen im Raum Makerspace Lehrerbildung, um alle Teilnehmenden schon beim Ankommen auf die andere Seminargestaltung einzustimmen. 

Mauer aus Sitzelementen als Einstimmung und als KI generierte Darstellung

Mauer aus Sitzelementen als Einstimmung und als KI generierte Darstellung

Es kommen nicht alle pünktlich, der Einstieg mit Lego Serious Play zur persönlichen Vorstellung über einen Turm ist aber ein Katalysator, um in einen anderen Flow zu kommen, Anspannung zu lösen und spielerisch zu beginnen, alle einzubeziehen …

Die gebauten Türme und im zweiten Durchgang gestalteten Brücken zeigen einen Wal im Wald als Symbol für Unerwartetes, integrieren das eigene Sternzeichen, nutzen an vielen Stellen die Einbeziehung von beweglichen Elementen, um Energie, Spannung, Flexibilität zu zeigen.

Dann geht es los. Alle sind aufgerufen, Ihre Textfragmente oder anders vorbereiteten Handlungsprodukte nun zu sichten, daran weiterzudenken … und nach einer Stunde in einer Redaktionssitzung in eine gemeinsame Ordnung zu bringen.

Individuelle Lernwege, die hier sichtbar werden sind: Ein Modell in Lego, das unsere Gliederung bildlich machen soll, Austausch über digitale Werkzeuge wie Soundeffekte, Audiodateien schneiden, Vergleich von KI-Tools, über technische Fragen wie das Herunterladen von separaten Audio-Dateien aus Videos, beim Auseinandersetzen mit einem bisher noch nicht so geläufigen Medium wie Podcast und auf einmal dabei merken, was da an neuen didaktischen und methodischen Zugängen für Schüler*innen möglich ist.

Umgang mit Offenheit wird direkt ein Thema. Sind die Lehrenden hier die Gatekeeper? Nein. Sind wir alle die Redaktion? Ja. Soll ich mich auf A und B beziehen? Deine Entscheidung! Fällt Dir Offenheit gerade schwer? Dann thematisiere doch Deine Schwierigkeiten und übertrage das auf die Arbeit mit Deinen künftigen Schülerinnen und Schülern: Wie viel Offenheit willst Du, kannst Du Deiner Lerngruppe zumuten?

Umgang mit Zeit(druck) als Rahmenbedingung und möglicher Beschleuniger für kreative Prozesse wird erstaunlicherweise noch nicht zum Thema.

Nach dem Mittag geht es weiter an das Arbeiten an den eigenen Ideen, Kapiteln, multimedialen Elementen usw. Zuvor gibt es noch einmal Anregungen zum didaktischen Potenzial digitaler Videos, die auch von Schüler*innen leicht erstellt werden können über die Vorstellung des kostenlosen Tools flip.com. Der erste Tag endet mit Korrekturlesen, Podcasts einsprechen, individuelle Pläne für die Arbeitsprozesse am zweiten Tag und dem Aufbau eines Spannungsbogens zu Aktivitäten aus der Maker Education und dem Design Thinking am zweiten Tag. Es gibt eine Grundstimmung schon viel geschafft zu haben. Es gibt die überwiegende Erwartung, das gemeinsame Werk am letzten Tag fertig kriegen zu können. Es gibt ein natürliches, wechselseitiges Zusammenarbeiten, ständige Wechsel in Team-Konstellationen, auch das partielle Zurückziehen in konzentrierte Einzelarbeit und ständige Neugier zu den Potenzialen der vielen digitalen Werkzeuge, die im Raum sind. Diese Veränderung in der Arbeitsweise lässt sich exemplarisch am Geräuschpegel in der Gruppe illustrieren. Während der Vormittag längere Phasen der Stille hat, die nur zaghaft und leise unterbrochen wird, ist der Nachmittag von ständigen Gesprächen, spontanem Aufeinander-zu-gehen usw. geprägt. 

Erster Tag  - Lernergebnisse, Stimmung, Werkzeuge

„Ich fand es schön, dass wir Abwechslung hatten zwischen Erarbeitungsphasen und dann wurde wieder ein neues Tool vorgestellt und dann eine Pause eingestreut. Ich habe gar nicht gemerkt wie die Zeit so schnell vergangen ist. Das wir uns am Ende jetzt auch noch mal alle motiviert haben noch einen bestimmten Punk zu erreichen, womit wir morgen weitermachen können. Ich bin positiv gestimmt!“

„So viele Tools haben wir gar nicht ausprobiert heute. Ich hab mit den LEGOs ziemlich viel gearbeitet, weil ich das interessant fand, dieser Einstiegsimpuls mit den Türmen, das hat mich auf die Idee gebracht. Und das hat eigentlich gut geklappt.“

„Wir sind ganz gut durchgekommen. Am Anfang war es ein bisschen wuselig, um erstmal rauszufinden, wo man so steht, und dann sich eine eigene Struktur aufzubauen. Wir sind ungefähr bei der Hälfte. Ich denke wir kriegen das morgen zu einem Finale das ganz gut passt.“

„Ich bin noch so ein bisschen in der Findungsphase. Ich hätte gerne ein bisschen mehr Output für heute Abend, bin aber ganz zuversichtlich, dass es morgen besser aussehen wird, und die technischen Fragen zumindest erstmal geklärt sind.“

„Nicht mehr frustriert, aber man merkt, dass der Kopf ganz schön viel arbeitet. Man ist fertig von dem was man alles mitgenommen hat, viele neue Sachen kennengelernt. Aber mit ein bisschen Übung und Geduld gehe ich voller Motivation in den nächsten Tag.“

„Ich hab mich mit ChatGPT auseinandergesetzt und erprobe das, um mich in ein Thema, das Thema Learning Analytics, einzuarbeiten. Habe bis jetzt etwas oberflächliche Antworten erhalten und versuche jetzt tiefer zu graben und durch ChatGPT noch mehr zu erfahren.“

„Ich habe als erstes meine Inhalte, die ich zu Hause vorbereitet habe, bei EdTechBooks hochgeladen und dann noch einige Dinge korrigiert und erweitert. Ich habe noch ein Interview mit zwei anderen Kommilitonen geführt und das habe ich dann bei Spotify hochgeladen. Konkret habe ich heute noch als neues Tool flip.com kennengelernt, das war auf jeden Fall cool zu sehen wie auch Schüler auf eine spielerische Art und Weise Videos erstellen können.“


Der zweite Tag startet im umgebauten Raum mit vier Arbeitsstationen zum Basteln mit unterschiedlichen Maker-Sets und mit einer großen Präsentationstischfläche als Blickfang, um die Erwartung zu durchbrechen, man könne aus den Erfahrungen des ersten Tages in sehr ähnlicher Weise am zweiten Tag einfach direkt ansetzen. 


Makey-Makey ist ein Erfindungskit, das Alltagsgegenstände in berührungsempfindliche Tasten verwandelt. Mit Makey-Makey können Benutzer kreative Projekte umsetzen, indem sie Alltagsgegenstände wie Früchte, Besteck oder Knete als Eingabegeräte für Computer nutzen. Makey-Makey nutzt einfache Schaltkreise und wird über USB mit dem Computer verbunden. Dieses Tool fördert spielerisches Lernen und das Verständnis für Grundlagen der Elektronik und Programmierung – insbesondere in Kombination mit einer Programmierumgebung wie Scratch (MIT). Durch die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ist Makey-Makey ideal für Schulprojekte, kreative Experimente und sogar für Kunstinstallationen.

 In einem Doodle-Bot-Projekt bauen Teilnehmer einen kleinen Roboter, der autonom zeichnen kann, aus einfachen Materialien wie Motoren, Batterien, Stiften und weiteren Alltagsgegenständen – typischerweise ein Trinkbecher. Diese Roboter werden so konstruiert, dass sie zufällige Muster erstellen, wodurch jeder Doodle-Bot einzigartige Zeichnungen schafft. Das Projekt fördert nicht nur das Verständnis für grundlegende Prinzipien der Robotik und Mechanik, sondern regt auch die Kreativität an und macht Spaß, sowohl beim Bau als auch beim Betrachten der entstehenden Kunstwerke.

Ein Brush-Bot-Projekt ist ähnlich konzipiert wie das Doodle-Bot-Projekt, konzentriert sich jedoch speziell auf die Verwendung von Bürsten oder Borsten als Teil des Bewegungsmechanismus. Die Brush-Bots nutzen die Vibration des Motors, um sich auf flachen Oberflächen fortzubewegen, was zu interessanten und oft überraschenden Bewegungsmustern führt.

 Aus den vier Stationen „Build a Brushbot“, „Build racing Bristlebots“, „Build a Art Bot“, „Use Makey-Makey along the examples in the user manual“ wurden drei ausgewählt. Es entstanden schnell Ergebnisse, eine fröhliche Gruppenatmosphäre und eine kurzweilige Präsentation in Varianten aufgrund der Verbesserungsvorschläge aus der Gruppe. Alle Ergebnisse und die Erfahrungen mit dem Making werden in einer Gruppendiskussion auf Szenarien für den Unterricht am Berufskolleg bezogen.

Die weitere Arbeit am Booksprint schließt sich an, wobei das Bedürfnis entsteht, Videos aus der Making-Phase in das ‚Buch‘ aufzunehmen und anschließend an den eigenen Kapiteln allein oder in Kleingruppen weiterzuarbeiten.

Maker Videos:

Sowohl bei der Präsentation als auch im Nachgang enstanden mehrere Video-Aufzeichnungen - Anklicken zum Abspielen

Makey-Makey

Art-Bots


Zweiter Tag  - Stimmen zum Making und Book-Sprint

Arbeitsstand

 Mein Kapitel ist jetzt soweit eigentlich fertig. Ich hab gerade noch einige Bilder generiert um es noch etwas auszuschmücken.

Mein erstes Projekt ist abgeschlossen, ich will aber noch andere Sachen ausprobieren. 

Ich habe die Kapitel fertig gestellt und hochgeladen und jetzt bin ich dabei, zwei Videos für eine Kommilitonin zu schneiden und zu bearbeiten.  

Ich bin noch mittendrin, aber ich kriege das heute fertig. 

Maker-Aktivität

Das fand ich sehr, sehr cool. Total gute Idee für Einstiege. Ich hatte ehrlich gesagt auch erstmal Schiss, dass ich das nicht hinkriege, als ich die vielen Kabel gesehen habe. Aber das war total niederschwellig. 

Super spannend. Makey-Makey steht auf jeden Fall auf der Liste vom Weihnachtsmann!

Die Maker-Aktivität hab ich gerade bei meinem Status in WhatsApp hochgeladen, weil es einfach nach so viel Spaß und Kreativität aussieht. Ich glaube, dass Kids mit genau solchen Tools abgeholt werden können. Wir haben heute Vormittag so viele Ideen gehört für den Einsatz in verschiedenen Unterrichtsreihen und Fachbereichen. Das ist einfach nur toll wie viele Variationsmöglichkeiten da bestehen.  


Nach Redaktionssitzung, Sammlung und Verteilung von Arbeitsaufträgen und Mittagspause haben einige haben mehr, andere weniger zu tun. Die unterschiedliche Verteilung der Arbeitsbelastung ist aber auch eine Chance für den ersten Feinschliff: Hier noch eine Bildergänzung, dort eine sprachliche Korrektur, hier die Anpassung der Kapitelüberschriften an die tatsächliche Ausarbeitung, dort das wiederholte Korrekturlesen.    

Parallel schreiben die Lernenden am Abschlusskapitel ‚Klappe zu – Neues gelernt?‘. Dazu dient ein Whiteboard zum individuellen Eintragen der lessons learned. Rabi macht sich an das Ausformulieren unter wechselnder Assistenz aus der Lerngruppe. 

Gegen 14.30 Uhr steht das gemeinsame Werk bis auf den allerletzten Feinschliff und es ist Zeit für den letzten gemeinsamen Impuls. Der besteht aus einem schnellen Design Thinking Prozess zum Thema ‚überraschende Ideen zu einem beruflichen Unterricht‘ in den Phasen Problemdefinition, Ideenfindung und Feedback, Iteration, Prototyp-Entwicklung. 

Nach der gegenseitigen Vorstellung der Prototypen und Schlussfolgerungen der Methode und der Ergebnisse für die künftige Tätigkeit als Lehrer*in am Berufskolleg schließt das Seminar mit einer Feedback-Runde und dem Ausblick.

Literatur 

2022: Playful Pedagogies in Vocational Education: Experimenting with Making, Design Thinking and Serious Play 

2020: Thinking Inside the Box: Does Design Thinking Fit into Zoom Squares?

2019: Creating Effective Physical Learning Spaces in the Digital Age – Results of a Student-Centered Design Thinking Workshop

2018: Design Thinking in Teacher Education: Preparing Engineering Students for Teaching at Vocational Schools

2017: Design Thinking for Inclusive Community Design: (How) Does it Work?

 

 

 



Thilo Harth

Muenster University of Applied Sciences

My long teaching experience as a teacher at a vocational school and as a professor of didactics in teacher education and in university didactics brings me more and more to the understanding of teaching as jazz: improvisation, irritation, deviations from the standard, being agile and taking new unusual paths. This is especially possible in transnational collaboration. Some of it can be found on this platform ...
Stefanie Panke

Asian University for Women (AUW) / Web Science Program

Dr. Stefanie Panke is an educational technology specialist at the University of North Carolina at Chapel Hill. She is native German, and holds a PhD in Applied Linguistics and Literature from the University of Bielefeld, which she completed in 2012 with summa cum laude. Her research interests comprise social media, informal learning, open educational resources, and design thinking. As social media coordinator for AACE she is responsible for the blog AACE Review. Stefanie is an adjunct professor for teacher education at the Asian University for Women. She also teaches Web Science at Cologne University of Applied Sciences and Design Thinking at Münster University of Applied Sciences.

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