Eines ist ganz klar, digitale Medien gehören zum schulischen Alltag. Doch welche Rolle genau spielen digitale Medien für den Unterricht? Grundlegend ist festzuhalten, dass sie Bestandteil des Bildungsauftrags in den sechs Kompetenzbereichen der Kultusministerkonferenz (kurz: KMK) sind. Sie dienen im Unterricht als methodischer sowie didaktischer Rahmen. Außerdem sind sie als Lerngegenstand zu verstehen, der sehr vielseitig sein kann, abhängig von der Ausgestaltung durch die Lehrenden und Nutzung durch die Lernenden. Um digitale Medien noch sinnvoller einzusetzen, sollten sie didaktisch sinnvoll konzipiert sein. 

Ein mögliches Konzept kann dabei die „umgedrehte Lehre“ im Englischen „flipped Classroom“ bieten. Hier werden Arbeits- und Übungsphase umgedreht, d. h. Wissensinput und Erarbeitung werden vom Klassenzimmer nach Hause verlegt und die anschließende Übungsphase findet nun gemeinsam während der Unterrichtszeit und nicht bisher üblich mittels Hausaufgaben zuhause bei den Schüler/innen statt.

Ein mögliches Konzept kann dabei die „umgedrehte Lehre“ im Englischen „Flipped Classroom“ bieten: Eingebettet wir dieser Ansatz in das Modell des „Blended Learning“, innerhalb dessen die Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und E-Learning-Einheiten angestrebt wird. Gearbeitet wird hierbei in synchronen und asynchronen Phasen, sodass Arbeits- und Übungsphase umgedreht werden, d. h., Wissensinput und Erarbeitung werden vom Klassenzimmer nach Hause verlegt und die anschließende Übungsphase findet nun gemeinsam während der Unterrichtszeit und nicht bisher üblich mittels Hausaufgaben zuhause bei den Schüler/innen statt. Flipped Classroom kann in diesem Modell durch die/den Lehrende/n stark entgrenzt werden, denn die Gestaltung der Distanzphase als E-Learning Einheit bietet den Lernenden die Möglichkeit, sich weitgehend losgelöst von Zeit und Ort mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen. Dies erfordert seitens der Lernenden vor allem Selbstorganisation, Selbstständigkeit und Verantwortlichkeit (vgl. Schlag 2021, o. A.).

In der Ergänzung zur KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ wird auf Stolpersteine hingewiesen, die in der Verwendung von digitalen Medien zur Gestaltung von Unterricht und Lehr-Lern-Prozessen auftreten können und auch im Rahmen des Flipped-Classroom-Ansatzes gelten:

„Ein regelmäßiger Austausch und Rückmeldungen zu Lernständen sind insbesondere bei der Verbindung verschiedener Lernorte eine wichtige Grundlage effektiver Lehr-Lern-Prozesse“ (KMK 2021, S. 21).

Es müssen jedoch auch Verbindlichkeiten geschaffen werden:

„Dazu zählen z. B. Vereinbarungen über die Erreichbarkeit, über die Vergabe und Abgabe von Arbeitsaufträgen oder über die Dauer von Arbeitsphasen“ (KMK 2021, S. 21). 

Außerdem sollte die/der Lernende stets über den Lernprozess ihrer/seiner Lernenden informiert sein und sie zur Evaluation der gewählten Methode, digitalen Medien und Arbeitsformen auffordern. Dies kann über Meinungsabfragen mithilfe von Tools wie Mentimeter erfolgen. Der eigene Lernprozess sollte regelmäßig kritisch betrachtet werden und durch die/den Lehrende/n punktuell abgefragt werden. Dazu heißt es in der Ergänzung zur KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“:

„Ein regelmäßiges Einholen von Feedback über den Lernfortschritt der Lernenden und deren Umgang mit den eingesetzten digitalen Lernumgebungen ist zentral, um den Unterricht mit digitalen Lernumgebungen kontinuierlich weiterzuentwickeln […]“ (KMK 2021, S. 22).

Fazit

Bei diesem didaktischen Ansatz ist positiv hervorzuheben, dass die Lernenden in ihrem eigenen Tempo und somit sehr selbstbestimmt arbeiten können. Sie haben z. B. die Möglichkeit, Lernvideos zurückzuspulen oder anzuhalten. Durch die digitale Vernetzung können die Lernenden einfacher miteinander in den Austausch über die Lerninhalte treten oder Lehrende schneller um Hilfe bitten. Digitale Medien sind insbesondere dann lernförderlich, wenn die Lernenden über die Kompetenzen verfügen, diese sinnvoll zu nutzen. Gleiches gilt auch für die Lehrenden. Orientierung über die benötigten Kompetenzen bietet der Medienkompetenzrahmen NRW (2017). Das Erlangen fachlicher und beruflicher Kompetenzen ist direkt an den Medienkompetenz-Erwerb gekoppelt. Dies erscheint in der Schulform des Berufskollegs von besonderem Nutzen zu sein, da immer mehr Arbeitsprozesse digitalisiert werden, wie z. B. die Umstellung von der Patientenkarte aus Papier auf die elektronische Patientenkartei. Es gibt unzählige Beispiele aus der Berufspraxis, die zeigen, wie wichtig das Erlernen eines sicheren und gewissenhaften Umgangs mit digitalen Medien in den Schulen geworden ist.

Die Einbettung digitaler Medien und Tools in den didaktischen Ansatz des Flipped Classroom bietet Lernenden eine hohe zeitliche und örtliche Flexibilität in ihrem Lernprozess. Insbesondere für erfahrene Lerner ist diese Methode gut geeignet, da sie sich selbst gut strukturieren können. Andere müssen in die neue Arbeitsweise erst hineinwachsen, was auch Chancen für ihre Entwicklung bietet. Flipped Classroom regt zum kollaborativen Arbeiten an und Lernende können sowohl untereinander als auch mit der Lehrkraft schneller in Interaktion treten.

Ein Beispiel aus der Praxis zur Implementierung und Erprobung eines Flipped-Classroom-Konzeptes an einem Berufskolleg ist unter folgendem Link zu finden: https://www.ibb-owl.de/projekte/kultur-der-digitalitaet/implementierung-und-erprobung-eines-flipped-classroom-konzeptes/ 

Literaturverzeichnis:

KMK (2021). Ergänzung zur Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“. Verfügbar unter: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_12_09-Lehren-und-Lernen-Digi.pdf 

Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2017). Medienkompetenzrahmen NRW. Hrsg.: Medienberatung NRW. Verfügbar unter: https://medienkompetenzrahmen.nrw/fileadmin/pdf/LVR_ZMB_MKR_Rahmen_A4_2020_03_Final.pdf 

Schlag, Myriam. (2021) Perspektivwechsel - Das Flipped-Classroom-Konzept. Verfügbar unter https://lern-inspiration.de/flipped-classroom-konzept/#more-926