Theorie stinkt?!

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Lassen wir den Unterricht doch duften, glänzen & klingen.

In diesem Kapiel steht die Frage im Mittelpunkt, wie wir unsere fünf Sinne im sonst so banalen Unterrichtsgeschehen gezielt, aber gleichzeitig unerwart einsetzen und so Erwartungsmuster durchbrechen können. Die Metapher "Theorie stinkt" unterstreicht dabei die Notwendigkeit, die trockene Theorie mit praktischen, sinnlichen Erfahrungen zu verbinden, um einen nachhaltigen Lernprozess zu fördern.

In diesem Kontext können die Sinnesorgane – Auge, Ohr, Haut, Zunge und Nase – als Schlüsselinstrumente betrachtet werden, um den Unterricht lebendiger und praxisnäher zu gestalten. Jeder Sinn repräsentiert einen einzigartigen Zugang zur Welt, und die gezielte Aktivierung dieser Sinne kann die Lernerfahrung vertiefen.

Um die verdeutlichung sowie die Notwendigkeit von Modellen und neuen Lehr- und Lernmethoden zu veranschaulichen, begleitet dieses Kapitel eine kleine Lego-Geschichte. Hast du das erwartet?

Da Modelle und Theorien oft als eher langweilig empfunden werden und die Konzentration der Schülerinnen und Schüler in theoretisch geprägten Unterrichtsphasen schnell schwindet, wird in diesem Kontext die Theorie der Sinnesorgane als Beispiel in den Unterricht integriert. Dies geschieht mithilfe einer kleinen Visualisierung anhand einer Lego-Geschichte, um den Lernstoff anschaulicher zu gestalten.

In einem beschaulichen Städtchen, umgeben von grünen Hügeln und einem klaren Fluss, begann die Reise von Frau Sanjo am örtlichen Berufskolleg. Die Universität hatte eine Fülle von Modellen und Theorien der Lehre und Didaktik vermittelt, und nun stand die Herausforderung bevor, dieses Wissen in der Praxis anzuwenden. 

Noch steht die Gruppe vor der großen Hürde, den reißenden Fluss zu überqueren. Ihnen kommt die 
Idee, Steine zu sammeln und diese als Brücke zu verwenden.

Die ersten Tage als Lehrerin fühlten sich an wie ein reißender Fluss. Doch auf der anderen Seite des Flusses war das Ufer schons sichtbar und es wartete ein Reichtum der Methoden und der durchbrochenen Erwartungsmuster. Noch standen Frau Sanjo und ihre Schüler*innen jedoch vor der kniffligen Aufgabe, einen Weg über diesen Fluss zu finden und zu bestreiten.

Im Repertoire an Unterrichtsmodellen befanden sich verschiedene Ansätze, doch die Entscheidung fiel darauf, die fünf Sinnesorgane Steine zu verwenden, über die alle gemeinsam über den Fluss klettern konnten. Die Idee war, die Schülerinnen und Schüler aktiv in den Lernprozess einzubeziehen, indem ihre Sinne gezielt angesprochen wurden. Jeder der fünf Sinne sollte an verschiedenen Stellen im Maschinenbautechnik- und Biologieunterricht von Frau Sanjo Beachtung finden. Ob das wohl möglich ist? Sie starteten einfach mal mit dem Sehsinn, denn sie dachten, dies sei zu Beginn die geringste Hürde.

Die bewusste Auswahl der Sinneserfahrungen in verschiedenen Unterrichtskontexten verdeutlichte, dass die Metapher "Theorie stinkt" nicht nur eine humorvolle Aufforderung war, sondern eine pädagogische Philosophie repräsentierte. Die Verbindung von Theorie und Praxis wurde nicht nur stabilisiert, sondern zu einem lebendigen Ort des Lernens ausgebaut. Die Lehrkraft erkannte, dass die Verbindung von theoretischem Wissen mit sinnlichen Erfahrungen nicht nur den Horizont der Schülerinnen und Schüler erweiterte, sondern auch die Lehrende selbst zu neuen Perspektiven inspirierte. So wurde der Klassenzimmerunterricht nicht nur zu einem Ort des Lernens, sondern zu einem Raum, in dem die Sinne als Schlüssel zur Entfaltung von Wissen dienten.

Der Sehsinn - Schauen wir mal, was wird.

Die Visualisierung im schulischen Kontext ist ein kraftvolles Werkzeug, um das Lernen zu fördern und komplexe Konzepte verständlicher zu machen. Hierbei geht es darum, Informationen in Form von Grafiken, Diagrammen, Karten oder anderen visuellen Darstellungen zu präsentieren. Diese visuellen Hilfsmittel ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, abstrakte Konzepte besser zu begreifen und Zusammenhänge leichter zu erkennen.

Eine effektive Möglichkeit der Visualisierung ist der Einsatz von anschaulichem Unterrichtsmaterial. Dies kann beispielsweise Bilder, Modelle oder multimediale Präsentationen umfassen, die den Lernstoff veranschaulichen. Durch den visuellen Input wird das Interesse geweckt und das Verständnis vertieft.

Ein weiterer Ansatz ist die Nutzung von Grafiken und Diagrammen, um komplexe Informationen zu strukturieren. Mindmaps, Diagramme oder Infografiken helfen den Schülerinnen und Schülern, Zusammenhänge zwischen verschiedenen Themen zu erkennen und das Gelernte zu ordnen. Diese visuellen Hilfsmittel dienen als Orientierung und erleichtern das Behalten von Informationen.

Die Integration von interaktiven Elementen kann die Visualisierung noch weiter verstärken. Der Einsatz von digitalen Whiteboards, interaktiven Apps oder Simulationen ermöglicht es den Lernenden, aktiv am visuellen Lernprozess teilzunehmen. Durch eigenes Gestalten und Experimentieren werden die Lerninhalte besser verinnerlicht.

Exkursionen stellen eine weitere Form der Visualisierung dar. Durch den direkten Kontakt mit realen Beispielen können abstrakte Konzepte greifbarer gemacht werden. Ein Ausflug in ein Museum, eine naturwissenschaftliche Exkursion oder der Besuch eines historischen Ortes können den Unterricht um eine visuelle Dimension erweitern.

Die Visualisierung im Schulunterricht trägt nicht nur dazu bei, den Lernstoff besser zu vermitteln, sondern fördert auch die Kreativität und das kritische Denken der Schülerinnen und Schüler. Es ermöglicht ihnen, über den Tellerrand hinauszuschauen und ihre Lernprozesse aktiv zu gestalten. Insgesamt schafft die gezielte Visualisierung eine lebendige Lernumgebung, in der die Schülerinnen und Schüler mit Freude und Engagement lernen können.

Exkurs am Anwendungsbeispiel der Industriemechaniker:

In einer Lernsituation für angehende Industriemechaniker, bei der das Medium Sehen im Vordergrund steht, könnte eine Schulung zum Einsatz von Maschinen oder die Wartung komplexer Industrieanlagen thematisiert werden. Hier ist eine mögliche Beschreibung:

Die Schulung findet in einem gut ausgestatteten Schulungszentrum für Industriemechaniker statt. Die Teilnehmer, angehende Industriemechaniker, versammeln sich in einem speziell eingerichteten Klassenraum. Die Lernsituation konzentriert sich darauf, den visuellen Aspekt des Maschinenhandlings und der Anlagenwartung zu betonen.

  1. Präsentation von Maschinenmodellen: Der Lehrer beginnt die Schulung mit der Vorstellung von detaillierten Maschinenmodellen. Große, maßstabsgetreue Modelle ermöglichen es den Teilnehmern, jeden Bestandteil der Maschine genau zu betrachten. Visualisierungen auf einem interaktiven Whiteboard oder über einen Projektor unterstützen die Präsentation.

  2. Virtuelle Maschinensimulationen: Im Weiteren werden virtuelle Maschinensimulationen eingesetzt, die den Industriemechanikern ermöglichen, den Betrieb von Maschinen in einem sicheren und kontrollierten virtuellen Umfeld zu beobachten. Diese Simulationen bieten detaillierte Einblicke in verschiedene Betriebszustände und erleichtern das Verständnis der Mechanismen.

  3. Live-Demonstrationen: Praktische Live-Demonstrationen von industriellen Maschinen werden durchgeführt. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, aus sicherer Entfernung den tatsächlichen Betrieb von Maschinen zu beobachten. Hierbei werden Sicherheitsrichtlinien betont und die Bedeutung der visuellen Inspektion während des Betriebs hervorgehoben.

  4. Arbeit an realen Anlagen: Die Schulung geht über die Theorie hinaus, indem die angehenden Industriemechaniker die Gelegenheit erhalten, an realen Industrieanlagen zu arbeiten. Visualisierungen und farblich gekennzeichnete Bauteile unterstützen dabei, die verschiedenen Komponenten zu identifizieren und ihre Funktionen zu verstehen.

  5. Analyse von schematischen Diagrammen: Die Teilnehmer werden aufgefordert, schematische Diagramme und Pläne von Industrieanlagen zu analysieren. Dies fördert das Verständnis von visuellen Darstellungen in der Industrie und die Fähigkeit, diese Diagramme zur Diagnose und Fehlerbehebung zu verwenden.

  6. Selbstständige Inspektion und Wartung: Die Lernsituation schließt mit der selbstständigen Inspektion und Wartung von Maschinen durch die Teilnehmer ab. Hierbei wird der Fokus darauf gelegt, dass die angehenden Industriemechaniker visuell erkennen, wenn eine Maschine ordnungsgemäß funktioniert oder ob Wartungsmaßnahmen erforderlich sind.

Durch die Betonung des Sehsinns in dieser Lernsituation wird den angehenden Industriemechanikern ermöglicht, nicht nur theoretisches Wissen zu erwerben, sondern auch visuelle Fähigkeiten zu entwickeln, die für ihre zukünftige Arbeit von entscheidender Bedeutung sind.

So wurde der erste Stein des Sehens erreicht und die Gruppe kam dem gegenüberliegenden Ufer näher.

Der Hörsinn - Mal Lauschen.

Gewiss spielt der visuelle Sinn in Unterrichtssituationen eine entscheidende Rolle, doch er ist nicht der einzige maßgebliche Einflussfaktor. Auch andere Sinne können hierbei einbezogen werden. In diesem Abschnitt werfen wir einen Blick auf die Bedeutung der auditiven Wahrnehmung und deren Einfluss auf den Lernprozess. Dieser wird in der kommenden Abbildung ebenfalls mit einem weiteren Weg über den Fluss verdeutlicht. 

 Die Förderung auditiver Fähigkeiten in der schulischen Umgebung spielt eine entscheidende Rolle, um einen ganzheitlichen Lernansatz zu gewährleisten. Auditive Fähigkeiten beziehen sich auf die Fähigkeit, Informationen durch das Hören aufzunehmen, zu verarbeiten und zu verstehen.

Schulische Aktivitäten können gezielt darauf abzielen, die auditiven Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln. Durch Hörübungen können sie ihre Fähigkeit verbessern, akustische Informationen zu erfassen und zu interpretieren. Das Hören von Dialogen, Interviews oder Podcasts stärkt dabei das Hörverständnis.

Die Integration von Musik im Unterricht bietet eine kreative Möglichkeit, auditive Fähigkeiten zu schärfen. Das Hören und Analysieren von Musikstücken fördert nicht nur das Verständnis von Rhythmus und Melodie, sondern kann auch kulturelle und historische Aspekte vermitteln.

Audiobücher und Hörspiele sind eine weitere Ressource, um das Leseverständnis zu verbessern und die Vorstellungskraft der Schülerinnen und Schüler zu stimulieren. Die auditive Präsentation ermöglicht es ihnen, Geschichten und Informationen auf eine andere Weise zu erfassen.

Sprachliche Aktivitäten, wie mündliche Diskussionen, Gruppenaktivitäten und Präsentationen, fördern nicht nur die Sprachentwicklung, sondern schärfen auch die auditive Wahrnehmung. Schülerinnen und Schüler lernen dabei, zuzuhören, zu antworten und ihre Gedanken klar zu formulieren.

Die Integration von Podcasts und Interviews zu relevanten Themen im Unterricht ermöglicht es den Lernenden, ihre auditiven Fähigkeiten in einem realen Kontext zu schärfen. Dies fördert nicht nur das Verständnis, sondern auch die Fähigkeit, kritisch zuzuhören und Informationen zu hinterfragen.

Das Lernen einer Fremdsprache ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, auditive Fähigkeiten zu entwickeln. Das Hören und Verstehen von Fremdsprachen fördert nicht nur die interkulturelle Kompetenz, sondern verbessert auch die allgemeine Fähigkeit, verschiedene Klänge zu unterscheiden.

Die gezielte Förderung auditiver Fähigkeiten in der Schule trägt dazu bei, dass Schülerinnen und Schüler effektiver lernen und besser mit der Vielfalt von auditiven Reizen in ihrer Umgebung umgehen können. Diese Fähigkeiten sind nicht nur für den schulischen Erfolg, sondern auch für die persönliche und berufliche Entwicklung von großer Bedeutung.

Exkurs 1: Ruhe bitte! 

Bei Ali, einem angehenden Metalltechnik-Azubi, steht heute in der dritten Stunde Metalltechnik bei Frau Sanjo an. Die Klasse bearbeitet einen Notfall aus einem Kundenauftrag, den Herr Stamm bereits am Ende der letzten Stunde angekündigt hatte.

 


Die Stunde beginnt ungewöhnlich, als Herr Stamm zu Beginn mit seinem Handy zu telefonieren beginnt. Ein leichtes Erstaunen macht sich in der Klasse breit. Warum telefoniert er ausgerechnet zu Beginn des Unterrichts? Könnte er das nicht zu einem anderen Zeitpunkt erledigen? Nach einem kurzen Moment der Verwunderung wird klar, dass dies tatsächlich ein Teil des heutigen Themas ist. Herr Stamm erklärt, dass die Klasse zu laut sei und er den Kunden am Telefon nicht verstehen könne.

Herr Stamm: Guten Morgen, Sie haben einen Wassereinbruch in Ihrem Wintergarten? 

Ali: (leise zu seinem Mitschüler) Das ist ja echt seltsam. Warum macht er das jetzt?

Laura: Keine Ahnung.

Herr Stamm: Achso es handelt sich um das Modell 36GZ_46a. Ja ich werde mich um eine neue Scheibe, Dichtungen und den Montageplan kümmern. In zwei Wochen sollte das ganze repariert sein. Die Terminliche Lage, ist bei uns im Moment sehr eingespannt.. 

....

Herr Stamm: Ja okay wünsche ich Ihnen auch. 

Herr Stamm: Okay, es gibt einen neuen Arbeitsauftrag von einer Privatperson. Sie hat vor 2,5 Jahren einen Wintergarten bekommen, wo jetzt zu der kalten Jahreszeit erst Wasser reingelaufen ist, zudem eine Scheibe gesprungen ist. Ich möchte das ihr euch informioert um welches Modell es sich handelt. Findet die Ersatzeteile heraus und scheibt mir einen zeitlichen Arbeitsplan, dem wir dann dem Vorgesetzten für diesen Auftrag vorlegen können. 



Exkurs 2: Rücken an Rücken

Den Differenzierungskurs Erlebnispädagogik habe ich gewählt, weil ich wusste, Jamie würde ihn niemals wählen, denn diesel Halbjahr wurde auch wieder Fußball angeboten. Jamie wurde quasi mit dem Ball am Fuß geboren. Ich war beruhigt, ihn wenigstens in diesem Kurs nicht sehen zu müssen. Es ist ja nicht so, als würde ich ihn nicht mögen. Das Schlimme ist, sobald ich ihn seiner Nähe bin, kann ich mich auf nichts mehr konzentrieren.

Der Kurs startete in der ersten Woche direkt mit ein paar Spielen zum Kennenlernen. Frau Sanjo teilte uns vorher mit, wir sollen einen Lieblingsgegenstand mitbringen. Ich kam in den Raum und war gespannt auf die Leute und die Erfahrungen. Und ich erschrak. Jamie saß in der Reihe gegenüber der Tür. Und es kam noch Schlimmer - es wurden Partner für das erste Spiel ausgelost und natürlich musste ich mit ihm arbeiten.

Hier sitzen Jamie und ich Rücken an Rücken.


Wir sollten uns Rücken an Rücken setzen, ohne den mitgebrachten Gegenstand der anderen Person vorher zu sehen. Nun war es die Aufgabe, sich gegenseitig den eigenen Gegenstand zu beschreiben und die andere Person musste zeichnen, was sie hörte. Anschließend wurde kontrolliert, ob man den Gegenstand korrekt auf dem Papier dargestellt hatte. Jamie startete mit der Beschreibung und ich versuchte mit aller Mühe, konzentriert zuzuhören. Eigentlich war mir schon vorher klar, was ich zeichnete: Einen Fußball natürlich. Ich wunderte mich, mit wie vielen Details man eine Fußball beschreiben konnte. So schlimm fand ich die Übung nach einigen Minuten garnicht mehr.


Und so schnell erreichte Frau Sanjo mit ihren Schüler*innen den Stein des Hörens!

Mit jedem Stein, den die Gruppe erreichte, kamen sie dem gegenüberliegenden Ufer näher. Die Schülerinnen und Schüler reagierten positiv auf die vielfältigen Sinnesreize, und der Unterricht wurde zu einer lebendigen Erfahrung. Der Weg war nicht immer leicht, manchmal wackelte ein Stein, aber wenn sich die Schülerinnen und Schüler gegenseitig halt gaben, konnten sie ihr Ziel schließlich erreichen – einen Unterricht, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch die Sinne anspricht und somit die Brücke zwischen Theorie und Praxis erfolgreich schlägt.

Die Lehrkraft erkannte, dass die bewusste Einbeziehung der Sinnesorgane nicht nur den Unterricht bereicherte, sondern auch die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern vertiefte. Durch den gezielten Einsatz von visuellen Reizen konnte nicht nur trockene Theorie vermittelt, sondern auch eine lebhafte Lernumgebung und ein Erlebnis für die ganze Gruppe geschaffen werden. Die Schülerinnen und Schüler profitierten auch von Exkursionen, bei denen sie das Gelernte in der realen Welt erleben konnten, und die visuelle Wahrnehmung wurde zu einem Schlüssel für ein tieferes Verständnis.


Der Geschmackssinn - Darf ich mal probieren?

Der Sinn des Schmeckens mag zwar nicht die Hauptrolle im Unterricht spielen, jedoch gibt es clevere Wege, ihn durch einige Tricks und Kniffe einzubeziehen. Bestimmte Aspekte des Schmeckens können eine entscheidende Rolle in unserem Verständnis von Gesundheit spielen, und genau hier könnte das Sinnesorgan im schulischen Alltag eine wichtige Funktion übernehmen. An der Schule beeinflusst der Geschmackssinn nicht nur die Ernährungsgewohnheiten der Schüler:innen, sondern auch Lernprozesse, soziale Interaktionen und das allgemeine Wohlbefinden. Teilbereiche in denen der Geschmacksinn zum Einsatz kommen könnte wären: Ernährungsbewussten, Kochprojekte mit gesunden Optionen, Förderung von Gesundheitspräventionen (Gesund kann auch gut schmecken),…

Lehrer:innen können den Geschmackssinn geschickt in den Unterricht integrieren, indem sie gesunde Geschmacksproben anbieten, Geschmacksrichtungen in den Kontext von Lernmaterialien einbinden oder diskutieren, wie Geschmack und Wohlbefinden miteinander verbunden sind.

Exkurs: Es werde Zucker

Heute wird gezaubert!

Man nehme: Ein Stück Weißbrot.

Man kaue auf dem Stück Weßbrot für einige Minuten.

Abrakadabra! 

Huch! Plötzlich schmeckt es ja ganz süß!

In dieser Situation können die Schüler*innen mit Hilfe ihres Geschmackssinnes erfahren, wie sich die im Weißbrot enthaltene Stärke durch das Enzym Amylase aus dem Speichel in Maltose spaltet. Stärke ist ein Polysaccharid aus Glucoseeinheiten und schmeckt daher zunächst nicht süß. Maltose hingegen, ein Zwischenprodukt bei der Verdauung der Stärke, das bereits im Mund entsteht, hat einen süßlichen Geschmack. Und noch süßer wird es, wenn die Maltose in Glucose, ihre Monomere, gespalten wird. Die eigene Verdauung kann den Schüler*innen so erfahrbar gemacht werden. Verdauung ist schließlich nicht etwas, was nur verborgen in Magen und Darm abläuft.

Option zur Visualisierung: Parallel zur Kauzeit des Stücks Weißbrot lässt sich die Stärke der Süße in einem Diagramm darstellen:



Jetzt haben Frau Sanjo und die Lerngruppe bereits drei Steine gesammelt und fast können sie den Schatz am anderen Ufer erreichen!


Der Sinn des Fühlens - Wir tasten uns heran.

Auch der Bereich der Haut, des Fühlens und des Tastens kann in den verschiedensten Teilbereichen der Schule zum Tragen kommen. Wenn die anderen, die stärkeren Sinne gezielt ausgeschaltet werden, kann unsere Konzentration auf den mechanischen Tastsinn besonders gestärkt werden.

Exkurs 1: Hoffentlich kriege ich keinen Splitter! 

Im Technikunterricht der 5/6/7 Klasse einer Gesamtschule kommt das Sinnesorgan der Haut auf besondere Weise zum Tragen, insbesondere wenn es um die Bearbeitung von Materialien wie Holz geht. Die Schüler:innen, die abwechselnd Hauswirtschaft und Technik als Unterrichtsfach haben, haben die Möglichkeit, durch kreative Projekte ihre Sinneserfahrungen zu vertiefen.

Betrachten wir nun die Verbindung von Technik und dem Sinnesorgan der Haut. Es gilt, den Schüler:innen klarzumachen, welche Vielzahl von Informationen sie durch ihre Haut aufnehmen können, insbesondere bei der Bearbeitung von Materialien. Das aktuelle Thema im Technikunterricht dreht sich um Holz und dessen Bearbeitung.

Arbeitsauftrag: Holz-Fischprojekt mit Fokus auf Hautsicherheit

Die Schüler:innen erhalten den Auftrag, aus einem Holzblock einen Fisch zu feilen und zu sägen. Hierbei geht es nicht nur um die handwerklichen Fähigkeiten, sondern auch um das Bewusstsein für die Hautsicherheit, insbesondere wenn das bearbeitete Objekt von Kleinkindern berührt wird.

Feilen und Sägen:

Die Schüler:innen setzen ihre technischen Fertigkeiten ein, um aus dem Holzblock die gewünschte Fischform herauszuarbeiten. Hierbei wird nicht nur die Motorik geschult, sondern auch die Haut kommt in direkten Kontakt mit dem bearbeiteten Material.

Hautsicherheit:

Nach der groben Bearbeitung folgt die Feinarbeit mit verschiedenen Schleifpapiergraden. Dieser Schritt dient nicht nur dazu, dem Holzfisch eine glatte Oberfläche zu verleihen, sondern auch dazu, sicherzustellen, dass keine scharfen Kanten oder raue Stellen zurückbleiben, die potenziell Verletzungen verursachen könnten.

Bewusstsein für Sinneserfahrungen:

Während des gesamten Prozesses werden die Schüler:innen dazu ermutigt, bewusst die verschiedenen Empfindungen auf ihrer Haut wahrzunehmen. Sie sollen verstehen, dass ihre Haut nicht nur ein Werkzeug ist, um Dinge zu berühren, sondern auch eine Quelle wichtiger Informationen über die Beschaffenheit des bearbeiteten Materials.

Dieses Projekt nicht nur das handwerkliche Geschick der Schüler:innen, sondern fördert auch ein bewusstes Verständnis für die Bedeutung der Haut bei der Bearbeitung von Materialien im Technikunterricht. Gleichzeitig lernen sie, wie sie ihre handgefertigten Objekte sicher gestalten können, insbesondere wenn sie für jüngere Kinder bestimmt sind.


Exkurs 2: Thilo wird zum Neuron.

Thilo kam endlich mit seinem Fahrrad an der Schule an - Dienstags morgens um 8 Uhr hatte er Biologie. Er hatte schlecht geschlafen und brachte nicht so viel Motivation mit, sich nun zwei Stunden mit dem Thema Nervensystem zu beschäftigen. Also ging er schläfrig zu seinem Platz und setzte sich. Doch plötzlich kam Frau Sanjo mit Augenbinden in den Raum. Da wurde Thilo aufmerksam, denn er dachte sich sofort, diese Stunde würde anders werden. Frau Sanjo forderte seine Mitschüler*innen auf, sich in zwei Gruppen zu teilen und bat Thilo, sich in die Mitte des Raumes zu stellen. Alles fragten sich, was nun passiert. Frau Sanjo benannte Thilo als postsynaptische Nervenzelle und die anderen stellten präsynaptische Axone anderer Nervenzellen dar. Nun verteilte sie die Augenbinden. Der Sehsinn wurde ausgeschaltet. Jede Schüler*innengruppe sollte eine Menschenkette bilden, indem sie sich an den Händen fassten. Dabei war die eine Gruppe ein inhibitorisches Neuron und schickte Thilo Signale, die andere Gruppe schickte ihm als exhibitorisches Neuron Signale. Die Signale wurden jeweils als Händedruck weitergegeben. Thilo war das verrechnende Neuron und das Verbindungsstück zwischen beiden Ketten: Wenn die EPSPs überwogen ging er einen Schritt nach vorne, wenn die IPSPs überwogen einen Schritt zurück. Die Ziellinie vor ihm war das Schwellenpotenzial: Wenn er sie erreichte, wurde ein Aktionspotenzial ausgelöst. Thilo war verblüfft! So funktionierte das also. Nur durch das Fühlen des Händedrucks verstand er, welche Wirkung IPSPs und EPSPs auf das Auslösen eines Aktionspotenzials haben. 

Das verrechnende Neuron wird hier als Affe dargestellt, der über die Ziellinie fahren muss, damit es zum Aktionspotenzial kommen kann.

Juhuuu! Die Gruppe freut sich, dass sie den 4. Stein überwunden haben. Das Ufer ist zum Greifen nahe.


Der Geruchssinn - Kann der Unterricht also tatsächlich duften?

Das Sinnesorgan Riechen ist in der Schule sicherlich eins der Organe, die in einer Unterrichssituation schwierig abzubilden ist. Dennoch hat es in unserem Alltag eine wesentlichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung, dieser oft unterschätzt wird. Doch es spielt eine entscheidende Rolle in unserem täglichen Leben, beeinflusst unsere Emotionen und hilft uns, die Welt um uns herum besser zu verstehen. In dieser Lernsituation werden die Schüler:innen auf eine faszinierende Reise durch die Welt des Riechens mitgenommen. Durch die Erkundung dieser Welt können die Schüler:innen nicht nur ihr Wissen über die Anatomie und Funktion des Riechens erweitern, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Bedeutung dieses Sinnesorgans in ihrem täglichen Leben entwickeln. Außerdem stärkt die Verbindung der Sinneserfahrung mit Fachwissen das nachhaltige Verständnis - schließlich gehört ein Fokus auf den Geruchssinn nicht zu den Erwartungsmustern der Schüler*innen am Berufskolleg.

Fitness ist nicht gleich Fitness!

Franzi geht regelmäßig ins Fitnessstudio und wundert sich, dass Frau Sanjo angekündigt hat, dass das Thema Fitness ab der nächsten Stunde auch im Biounterricht Thema ist. Sie versteht einfach nicht, was Hantelbank und Stepper mit Evolution zu tun haben. Trotzdem freut sie sich auf den Unterricht, denn eigentlich ist das ja genau ihr Fachgebiet.

Als Franzi in den Klassenraum kommt, stehen alle Stühle und Tische bereits an der Seite des Raumes. "Was soll denn das auf einmal?" denkt sie sich. Frau Sanjo beginnt auf einmal, Nasenklammern und Augenbinden zu verteilen. Nasenklammern bekommen allerdings nur die Hälfte ihrer Mitschüler*innen. Niemand sieht mehr etwas. "Okay, das ist doch etwas anders als im Fitnessstudio" flüstert sie ihrer Freundin zu. "Wer die beste Fitness hat und die Schachteln mit den Kaffeebohnen findet, die hier im Raum versteckt sind, überlebt und kann sich fortpflanzen! Um den Kaffee zu finden, nutzen Sie nur ihren Geruchssinn." Jetzt versteht Franzi worum es geht: Ihre Mitschüler*innen, die riechen können, sind am besten an die Umwelt im Klassenraum angepasst. Von ihnen haben tatsächlich fasst alle die Kaffebohnen entdecken können! Die Gruppe mit den Nasenklammern hat berichtet, dass sie bloß ratlos durch den Raum schleichen konnten. Fitness in der Evolution bedeutet also nicht, Muskeln aufzubauen, sondern möglichst passende Merkmale aufzuweisen, um in einer Umwelt zurecht zu kommen. Sie ist baff - ihre Vorfahren hatten scheinbar Glück, dass sie riechen konnten.

Franzi hat hier einen Ritterhelm auf und der Kaffee ist bereits in greifbarer Nähe, während die anderen ohne ihren Geruchssinn aufgeschmissen sind.



Sie haben es tatsächlich geschafft! Der Fluss wurde überquert und alle können sicher das Ufer erreichen. Was ist denn bloß in der Schatztruhe?

Die Gruppe ist jetzt stärker denn je und reich - reich an Methoden, Erfahrungen und Gruppenzusammenhalt.


Fazit

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Einbindung der Sinnesorgane in den Lehr- und Lernprozess eine innovative Möglichkeit bietet, neue Zugänge zu Lerninhalten zu schaffen. Die bewusste Auswahl von Sinneserfahrungen in verschiedenen Unterrichtskontexten hat nicht nur die humorvolle Aufforderung "Theorie stinkt" in eine pädagogische Philosophie umgewandelt, sondern auch die Verbindung von Theorie und Praxis zu einem lebendigen Ort des Lernens gemacht. Diese Verbindung erweiterte nicht nur den Horizont der Schülerinnen und Schüler, sondern kann auch inspirierend für angehende und tätige Lehrkräfte sein.

Das Klassenzimmer wurde somit nicht nur zu einem Ort des Lernens, sondern zu einem Raum, in dem die Sinne als Schlüssel zur Entfaltung von Wissen dienten. Die Herausforderung, sämtliche Sinne in den schulischen Lernprozess zu integrieren, wurde deutlich, insbesondere in Fächern, in denen dies nicht traditionell praktiziert wird. Trotz dieser Herausforderung zeigen die konkreten Beispiele, wie Sinneserfahrungen wirkungsvoll in den Unterricht integriert werden können, um bestehende Erwartungsmuster zu durchbrechen und einen vielversprechenden Zugang zu kommenden Lehrthemen zu bieten.

Die vielfältigen Erfahrungen mit unterschiedlichen Lehrmethoden und Medien eröffnen zahlreiche Möglichkeiten für den Unterricht, was zweifellos eine Bereicherung für angehende Lehrkräfte darstellt. Jedoch sollte auch die Beachtung der Nachteile des Freiraums, insbesondere in Bezug auf fehlende Strukturen, nicht vernachlässigt werden. Ein ausbalancierter Ansatz, der Innovation und gleichzeitig Orientierung bietet, kann somit den Lehr- und Lernprozess optimal unterstützen.





Pauline Kleymann
I have been studying biology and nutritional sciences in Münster since 2018 to become a teacher for vocational colleges and am currently doing my internship semester. I am therefore very interested in innovative teaching strategies and find it exciting what possibilities AI can offer for professional teaching. The Makerspace seminar offers us the opportunity to try out a variety of tools in a cooperative manner. I'm excited to see what we can create together!
Tom Fröhlingsdorf
Good day whoever just looks in here. My name is Tom Fröhlingsdorf and I am in a Makerspace where we want to create and publish different Maker parts using several AI tools. I am in my master studies and therefore almost ready to start the school day. Here we try out new tools to integrate them later in our own teaching. New tools, new tasks should always be and hopefully will always be in my upcoming classes. Experimenting is important so that we are always up to date with the latest technology.

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